Geballte Abwehr im Change: 4 Fragen an Barbara Pach
- mercedesorasch4
- 30. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen
Change-Prozesse stoßen selten auf offene Arme – oft aber auf verschränkte.
Widerstand ist im Veränderungsprozess allgegenwärtig. Doch statt ihn als Störfaktor zu sehen, lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Woher kommt der Widerstand? Und was braucht es, um ihn in Energie – vielleicht sogar in Begeisterung – zu verwandeln?

Barbara Pach ist Agile Coach und hat seit 2008 führende Rollen in großen Change-Prozessen in den Niederlanden und Österreich übernommen. In diesem Interview beantworte Barbara vier zentrale Fragen rund um Widerstand im Change und teilt ihre Erfahrungen und Lösungsansätze aus der Praxis.
Viele denken bei Widerstand eher an Worte wie „mühsam“. Du hingegen bringst so viel positive Energie zu diesem Thema mit. Warum?
Barbara: Menschen, die Widerstand empfinden, geht es nicht gut. Wir alle kennen das Gefühl von Liebeskummer – auch da steht am Anfang eine unerwünschte Veränderung, die weh tut. Wenn wir später „das wahre Glück finden“ oder zumindest verstehen, warum es so gekommen ist, geht es uns besser.
Und genau das finde ich so spannend: gemeinsam mit den Betroffenen herauszufinden, was sie Positives an der Veränderung sehen können – und zu beobachten, wie es ihnen dadurch besser geht als zuvor.
Humor ist für dich eine wichtige Coping Strategie gegen Widerstand. Warum - und was tust du, wenn jemand sehr sarkastisch oder sogar zynisch ist?
Barbara: In dem Moment, in dem wir lachen, entspannt sich unser Körper sofort. Unser Gehirn kann dadurch wieder klarer denken. Und Humor schafft Verbindung zwischen Menschen. Versuch mal, auf jemanden wütend zu bleiben, mit dem du gerade herzlich lachen musst – das ist fast unmöglich. Sarkasmus und Zynismus haben aus meiner Sicht fast immer ihren Ursprung in schlechten Erfahrungen.

Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe, herauszufinden, was hinter diesem Verhalten steckt. Allein schon Verständnis für diese negativen Erfahrungen zu zeigen, kann oft viel Spannung aus der Situation nehmen. Manchmal gelingt es sogar, einen positiven Dreh zu finden. Und wenn das nicht möglich ist, bitte ich zumindest um den Respekt, die Atmosphäre für die anderen Teilnehmenden nicht zu vergiften.
Wie holst du das Business bei technischen Themen ins Boot?
Barbara: Gerade technische Themen werden vom Business gern als „deren Problem“ abgestempelt – also als etwas, das allein die IT betrifft. Änderungen in der Arbeitsweise der Anwender werden dadurch oft direkt abgelehnt. Um das Business dennoch ins Boot zu holen, ist es aus meiner Sicht entscheidend, den konkreten Nutzen für die Anwender aufzuzeigen.
Ein Beispiel: Eine bestimmte Funktionalität ist in zig Systemen abgebildet? Das bedeutet für die User lange Wartezeiten bei der Umsetzung neuer Anforderungen – denn die Auswirkungen müssen erst in allen betroffenen Systemen analysiert werden.
Der Nutzen für das Business liegt hier klar auf der Hand: schnellere Reaktionsfähigkeit und kürzere Time-to-Market. Manchmal ist dieser Nutzen offensichtlich, manchmal muss man ihn erst herausarbeiten. Aber die Zeit, die man dafür investiert, zahlt sich definitiv aus. Und wenn sich kein überzeugender Mehrwert finden lässt – dann sollte man vielleicht den gesamten Business Case noch einmal überdenken.
Was kann ich tun, wenn das Management "Change" nur als Lippenbekenntnis versteht?
Barbara: Da gilt für mich das Gleiche wie vorher: Ich frage erstmal, warum sie überhaupt Veränderung wollen. Vielleicht stimmt das Ziel nicht – dann kann ich an genau diesem Punkt ansetzen.
Aber am Ende muss eines klar sein: Wenn trotz aller Arbeit und allem Coaching keine echte Veränderung geschieht – weil sich angeblich nur die anderen ändern sollen, aber das Management selbst nicht – dann spreche ich das offen an. Und wenn sich nichts bewegt, ziehe ich die Konsequenz und lege den Auftrag nieder.
Manchmal ist ein deutlicher Impuls notwendig, um Veränderung anzustoßen.
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